Audi A3

Audi A3 Limousine: Knackig und sparsam

Mit der neuen Audi A3 Limousine bewegt sich Audi in schwieriges Terrain vor. Gelingt der Sprung vom sportlichen Hatchback zur Komfort-Limousine?

Audi A3So richtig haben es die Deutschen mit Limousinen in der Kompaktklasse ja nicht. Die Golf Variante namens „Jetta“ führt zumindest hier das Dasein eines Mauerblümchens (knapp 4.000 verkaufte Einheiten 2012), während der Wagen in den USA richtig gut verkauft wird. Auch bei Audi ist man sich der Zögerlichkeit der Deutschen bewusst und sieht für die A3 Limousine vor allem einen Markt im Ausland. Ein wenig merkwürdig ist das schon, denn BMW zeigt ja, dass es auch anders geht. Also versucht auch Audi den A3 mit echtem Kofferraum in Deutschland schmackhaft zu machen.

Design

Zugegeben: Ich war auch skeptisch. Mein bisheriger Favorit der A3-Klasse, der Sportback, hat eigentlich schon alles, was ich von einem Wagen der Mittelklasse erwarte. Ein gutes Design, ein wunderschöner Innenraum, viel Platz für Koffer und interessante Motorisierungen. Braucht es da noch eine Limousine? Doch den Ingolstädter ist ein kleines Meisterstück gelungen. Ähnlich wie der CLA von Mercedes kommt die A3 Limousine als völlig eingeständiges Exemplar seiner Baureihe daher. Den Kofferraumdeckel anzuflanschen habe auch viel Schweiß gekostet, meinte ein Audi-Mitarbeiter bei der Vorstellung des Wagens in Budapest. Und wie so oft bei Dingen, die viel Arbeit gekostet haben: Man sieht es dem Auto nicht an. Die Linienführung des A3 bis zur B-Säule kennt man ja, aber auch alles dahinter fügt sich so harmonisch ein, dass man auf den Gedanken kommen könnte, die Limousine wäre zuerst am Zeichenbrett fertig geworden. Das Heck ist knackig, die Lienen der Rückleuchten zeichnen ein eigenständiges Bild und der Kofferraumdeckel samt integrierter Abrisskante gibt dem Wagen einen sehr sportlichen Aspekt. Das ist kein Audi A3, das ist ein eigenständiges Fahrzeug.

Innenraum

Audi A3Steigt man ein, erwartet einen das schon bekannte A3-Cockpit. Extrem aufgeräumt dank eines versenkbaren Bildschirms, über den man die nötigen Einstellungen am Fahrzeug und der Elektronik vornehmen kann. (Aufpreis: 2.725 EUR). Die Verarbeitung ist auf dem Niveau der Oberklasse, man fragt sich immer mal wieder, wie Audi das zu dem Preis schafft. Auch die verbauten Materialien sind in Sachen Haptik auf höchstem Niveau. Streiten kann man sich über die sehr auffälligen und großen Luftdüsen in der Mitte. Mir gefällt es, ich kenne aber auch einige Kollegen, die sich die Düsen etwas dezenter wünschen.

Das Armaturenbrett bietet ebenfalls keine Änderung zu den anderen A3 Derivaten, auch die von mir eher nicht so geliebten LEDs in der Tankuhr hat man übernommen. Die LEDs wirken einfach unübersichtlich und ungenau, ein kleiner Zeiger wäre meiner Meinung nach hier besser gewesen.

Auch bei den Sitzen gibt es nichts auszusetzen. Sie sind auch auf langen Strecken bequem und bieten genug Seitenhalt. Die Beinauflage könnte bei meiner Größe einen Tacken länger sein, aber das ist eine Marginalie.
Hinten gibt es Platz für drei Personen. Baulich bedingt fällt das Dach ja nach hinten ab, aber auch für groß gewachsene Menschen gibt es genug Kopffreiheit. Ob man zu dritt allerdings nach Italien fahren will, möchte ich mal bezweifeln. Der Mittelsitz ist dann doch etwas schmaler.

Der Kofferraum ist groß geraten, eine dreiköpfige Familie sollte da alles für den Urlaub verstauen können. Überraschenderweise bietet der Kofferraum in der Limousine sogar mehr Platz, als im Sporting Back. Das gilt allerdings nur, wenn man nichts Sperriges bewegen muss.

Motoren und Fahrgefühl

A3_13Gefahren bin ich den üblichen 1.4 TFSI mit 140 PS und den 1.6 TFSI mit 180 PS. Ich bin kein großer Freund des 1.4 TFSI. Sicher, der Motor ist sparsam, dank Zylinderabschaltung sogar noch etwas mehr. Wer aber denkt, die 140 PS würden sportliches Flair entwickeln, der wird enttäuscht. Der Motor schiebt bei 2.000 U/min spürbar an, ab 4.500 U/min ist aber Schluss mit lustig. Man kann bis knapp 6.000 U/min weiterdrehen, aber das macht weder dem Motor noch dem Fahrer Spaß. Durch das enge Drehzahlband machen Beschleunigungsorgien nicht sonderlich viel Spaß. Am besten funktioniert der Motor, wenn man man sich entspannt und früh zum Schaltknüppel, bzw. zur Schaltwippe greift. Die Maschine dankt es mit Laufruhe und einem geringen Verbrauch.

Der 1.8 TFSI ist nun wieder ein ganz anderes Kaliber. Das bisschen mehr Hubraum merkt man schon, auch wenn das Drehmoment sich nicht vom 1.4 Liter unterscheidet (250 NM). Die 40 Mehr-PS machen sich in jedem Fall bezahlt. Recht dominant schiebt der Wagen nach vorne, der Motor dreht auch etwas flotter in höhere Drehzahlbereiche und mag auch dort verharren. Der erhöhte Spaßfaktor hat natürlich seinen Preis in Sachen Verbrauch. Dennoch passt dieser Motor deutlich besser zu den sportlichen Attributen des A3.

Den 2.0 TDI-Diesel mit 150 PS sollte man auch nicht verachten. Aufgrund seines Drehmomentes (320 NM) wirkt er deutlich flotter als der 1.4 TFSI und braucht dabei auch nicht mehr.

In Sachen Straßenlage gibt es, wie bei fast allen modernen Autos mit elektronischen Helfern, nichts zu befürchten. Auch die A3 Limousine bleibt lange neutral, bevor ein leichtes Untersteuern einsetzt, dass vom ESP dann weg geregelt wird. Einen Unterschied zum 3-Türer konnte ich nicht feststellen, die Landstraßen in Ungarn eigneten sich allerdings auch nicht so richtig für einen sportlichen Vergleich.

Weltklasse ist und bleibt die elektronisch unterstützte Lenkung. Direkt, aber auch nicht unangenehm spitz ist sie, der Wagen folgt jeder kleinen Bewegung, ohne zu zögern. Schwammigkeit und gar mangelndes Feedback kann beim besten Willen nicht finden.

Fazit:

Audi A3Audi hatte eines meiner A3 Fotos auf die eigene Facebook-Page gestellt und in den Kommentaren tauchte mehrfach die Bemerkung auf, dass sich beim abgebildeten Fahrzeug ja wohl um einen A4 handeln müsse. Einige bemerkten nicht grundlos an, dass man sich fragen muss, warum man eigentlich noch einen A4 kaufen sollte. In der Tat bietet die A3 Limousine alles, was auch der A4 hat, nur ist der eben noch ein Stück größer.

Der Audi A3 Käufer steht allerdings wirklich vor einer schwierigen Wahl. Der Sportback ist ein schon ein komplettes Auto, gut aussehend, schnell, sparsam. Die A3 Limousine punktet in den gleichen Bereichen. Ein Argument für eher individuell veranlagte Käufer könnte allerdings sein, dass man die A3 Limousine nicht so oft auf deutschen Straßen sehen könnte. Sei denn, die Deutschen legen ihre Abneigung gegen kompakte Limousinen, die kein BMW-Logo haben, mal ab. Und genau das könnte mit der A3 Limousine passieren.

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