Golf GTD

Golf GTD: Es geht voran

Golf GTDNeulich stand ich neben einem Golf II Diesel. Als der Fahrer seinen deutlich mitgenommenen Wagen anwarf, hustete der Motor kurz, aus dem Auspuff entwich mehr schwarzer Rauch, als bei einer Papstwahl und das Aggregat meldete laut nagelnd eine gewisse Betriebsbereitschaft. Eine Woche später. Ich sitze im neuen Golf VII GTD, lasse das Fenster runter und drehe den Zündschlüssel. Ein leises Vibrieren, im Innenraum, ein dunkles Brummen aus dem Bereich Motorhaube – das war es schon. Ok, der hier hat auch keine 300.000 Kilometer auf dem Buckel, da qualmt noch nichts. Aber überraschend ist es doch immer wieder, wie ruhig die Diesel dank Forschung und Motorkapselung geworden sind. Der Tacho verspricht 280 km/h, der Drehzahlmesser weist stolz darauf hin, dass erst bei knapp 5.000 U/min Schluss ist.

Über den Golf VII habe ich schon im letzten Herbst geschrieben, da gibt es in Sachen Innenraum und Verarbeitung nichts hinzuzufügen. Allein die im Retro-Karo-Look gehaltenen Sportsitze im GTD fallen mir positiv auf.

Also auf die Autobahn, mal sehen, was der GTD so kann. Die 185 PS und die 380 NM Drehmoment versprechen jedenfalls jede Menge Leistung, aber es bleibt ja immer die Frage, wie sportlich sich so ein Diesel überhaupt fahren lässt.

Golf GTDDas lässt sich am besten auf der Überholspur testen. Also Blinker raus und das Gaspedal auf den Boden. Und sofort meldet sich der Selbstzünder kräftig zu Wort. Das hohe Drehmoment liegt schon bei 1.750 U/min an, man bekommt einen richtigen Tritt in den Rücken. Erfreulicherweise bleibt es nicht bei einem kurzen “Bumms”. Bis gut über 4.000 U/min schiebt der Motor kräftig an, erst darüber merkt man, dass man mal den nächsten Gang einlegen sollte, wenn dies nicht vom DSG übernommen wird.

Die 200 km/h sind schnell erreicht, auch darüber geht es weiter flott zur Sache. So ab 220 km/h wird es merklich zäher, die Spitze gibt VW mit 230 km/h an. Auf meinem Tacho standen knapp 240 km/h an. Aber im Bereich zwischen 100 und 160 km/h werden die Gegner auf der Autobahn schon knapp. Dank des enormen Schubes kann man auch größer motorisierte Fahrzeuge hinter sich halten.

Geht man es etwas ruhiger an, kann man bequem mit 140 km/h über die Autobahn gondeln, der Verbrauch nähert sich dann auch wieder den 5 bis 6 Litern pro 100km.

Auf der Landstraße macht der GTD ebenfalls Spaß. Das Fahrwerk ist knackig, das im normalen Golf etwas übertriebene Untersteuern ist hier nicht vorhanden. Die Dynamik erkauft man sich natürlich mit einer etwas härteren Abstimmung, der Komfort bleibt allerdings gewahrt.

Golf GTDAls etwas nervig stellte sich aber das DSG-Getriebe heraus. Im normalen Modus schaltet das Getriebe zu früh hoch, im Sport-Modus wirkt es etwas nervös und schaltet wiederum viel Hin und Her. Die Lösung bietet der manuelle Modus und der Griff zu den gut bedienbaren Schaltwippen. Was dazu führt, dass man oft den gewünschten Modus wechselt und einigermaßen beschäftigt ist.

Trotz dieser kleinen Abzüge in der B-Note: Mit dem GTD hat man meiner Meinung nach den perfekten Golf. Will man flott unterwegs sein, bietet der Turbodiesel die besten Voraussetzungen, gleichzeitig kann man es aber auch gelassen angehen und den Geldbeutel schonen. Kompromisse muss man dabei weder auf der einen noch auf der anderen Seite eingehen.

Etwas schmerzhaft wird es allerdings beim Preis. 29.350 Euro (mit DSG 31.250 Euro) muss man haben, wenn man den GTD in der Garage stehen haben möchte. Dazu kommt dann noch eine Aufpreisliste, aus der man Folgendes wählen sollte:

Seitenairbags und Gurtstraffer 355 Euro
Fahrerassistenzpaktet mit Distanzregelung, Light Assist, Kurvenfahrlicht, Regensensor, Lane Assist 1.690 Euro
Verkehrszeichenerkennung 320 Euro
Adaptives Fahrwerk 990 Euro
Touchscreen, Navi und Soundanlage 2.315 Euro

Da kommt man dann auf 36.920 Euro, was schon nicht so ganz billig ist. Da wird sich mancher schon fragen, ob man es beim 1.8 TDI belassen sollte. Wer aber einmal beide Fahrzeuge gegeneinander ausprobiert hat, wird nur schwer auf den Golf GTD verzichten wollen.

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3 Gedanken zu „Golf GTD: Es geht voran“

  1. Schöner Bericht. Allerdings gibt es keinen 1,8 TDI. Gemeint ist wohl der 2,0 TDI mit 150 PS.
    Die gelisteten Extras finde ich eher unnötig, aber das ist Ansichtssache :).

  2. Als neuer gtd Fahrer ein paar Anmerkungen zu den Extras:
    Das sparsamste Extra zur Steigerung des Fahrspass wäre hier die Handschaltung. Die ist richtig knackig und schaltet auch ohne die Wippen, wann der Fahrer es will. Die Assistenzpakete sind Sicherlich Geschmacksache. Brauchen wird man sie nicht. Ich habe mir noch das sport&sound Paket geleistet, aber da ist das Fahrwerk dann schon eher knochig, und der Sound des Motors ist auch mit ausgeschaltetem Sound-Dings am Auspuff, also nur mit dem Standard-Soundgenerator, in Ordnung. Unbedingt vorher testen, ob man das braucht.

  3. Hallo Don,
    auf der Autobahn gibt es keine Gegner.
    Du mußt auch niemanden hinter Dir halten.

    Das korrekteste und sportlichste ist doch, den besser motorisierten bei passender Gelegenheit gefahrlos Platz zu machen und mal die linke Spur zu räumen. 184 PS sind ja nun auch nicht so der Knüller….

    Wer Schnickschnack mitbestellen zu empfielt, darf über den Preis nicht maulen.
    Das Sport&Sound – Paket bringt zumindest die 18 zöller mit und das später nicht nachrüstbare Soundteilchen ist später mal ein hilfreiches Verkaufsargument……

    Handschalter, eindeutig. Das DSG treibt gelegentlich sinnarme Dinge und ein klassischer Zügigfahrer könnte sich öfter mal bevormundet fühlen.

    Was fehlt eigentlich wirklich? Ein vernünfiger, wirksamer Heckflügel, der brauchbaren Abtrieb erzeugt. Das kompakte Gölfchen ist hinten bei mehr Tempo ganz schön leicht.

    Freundliche Grüße!

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